Was kostet sowas denn eigentlich?
Man hat ein Problem, wie z.B. die leidige Sucht nach den Glimmstängeln, chronischen Heißhunger oder vermeintlich mangelndes Selbstbewusstsein. Auf der Suche nach einer gangbaren Lösung landen nicht wenige bei der Hypnose: Vielleicht, weil sie im Fernsehen einen Beitrag gesehen haben, in dem Hypnose an einem ähnlichen Problem erfolgreich demonstriert wurde. Vielleicht aber auch, weil einfach die passenden Suchbegriffe bei Google eingegeben wurden und auf einer entsprechenden Webseite gelandet sind.
Idealerweise liest man sich dann erst einmal alle verfügbaren Informationen zu dem Thema durch und bildet sich so ein erstes Bild von Ablauf sowie Möglichkeiten der Hypnose. Man informiert sich darüber, was Hypnose eigentlich ist, wie sie sich anfühlt, was realistisch zu erwarten ist - und was eher dem Bereich Mythen und Fabeln zuzuordnen ist. Selbstverständlich wirft man auch einen Blick auf die Preise, schließlich ist Hypnose keine Kassenleistung und die Stunde schlägt bei professionellen Hypnotherapeuten in der Regel mit 70,- € bis 120,- € zu Buche. So kann man im Vorfeld bereits sondieren, ob a) Hypnose das Problem möglicherweise lösen oder mildern kann, und b) ob man sich die hypnotherapeutische Behandlung leisten kann. Anschließend nimmt man einige Hypnotherapeuten und -innen in die engere Auswahl und entscheidet anhand des telefonischen oder persönlichen Erstkontakts, wo man seine Sitzungen absolvieren möchte.
Soweit zum Idealfall, der für Therapeuten sowie Klienten beidermaßen vorteilhaft ist. Nicht selten kommt es jedoch auch zu folgendem Szenario:
Im Fernsehen kommt ein Beitrag zum Thema Hypnose. Die Idee, das eigene Problem mit dieser faszinierenden Technik bewältigen zu können, entsteht. Man tippt entsprechende Suchbegriffe in Google oder eine sonstige Suchmaschine ein, um einen Hypnotiseur in greifbarer Nähe ausfindig zu machen. Die auf der Webseite bereitgehaltenen Informationen ignoriert man, statt dessen stell man gleich eine Anfrage per Telefon oder Email mit der Frage: Was kostet das denn?
Hier treffen wir auf eines der häufigsten Missverständnisse zum Thema Hypnose: Statt sie korrekterweise als Dienstleistung zu begreifen, wird sie als Ware verstanden. Etwas ausführlicher dargestellt: Man vereinbart einen Termin, geht zum Hypnotiseur, "bekommt" eine Hypnose, die das vorhandene Problem ausradiert: Fall gelöst, Klient geheilt. Dieses Bild ist leider noch stark verbreitet, allerdings schlichtweg falsch. Richtig ist hingegen: Hypnose ist eine Technik, die im Rahmen eines Veränderungsprozesses (gemeinsam mit anderen Techniken) genutzt werden kann, um dem Klienten positive Impulse in die richtige Richtung zu geben. Die Anzahl der benötigten Sitzungen ist zum Teil natürlich auch vom Geschick des Therapeuten abhängig, zum großen Teil jedoch vom Klienten und natürlich auch dem verbindenen Rapport im therapeutischen Setting. Weder kann eine Erfolgsgarantie gegeben werden, noch lässt sich die genaue Anzahl der benötigten Sitzungen exakt prognostizieren - wenngleich ein erfahrener Therapeut in der Regel einen groben Rahmen im Vorfeld nennen kann (was in Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei Hypnose in der Regel um eine Selbstzahlerleistung handelt, auch dringend nötig ist).
Um also ein ungefähres Preis-Zielfenster nennen zu können, benötigt der Hypnotiseur weit mehr als nur das Thema (Rauchen, Gewicht, etc.). Einige Informationen, die möglicherweise eine Rolle spielen können:
- Was hat der Klient bereits selbst getan, um sein Problem in den Griff zu bekommen - und mit welchem Erfolg?
- Haben bereits Therapien stattgefunden? Wenn ja, welche? Mit welchen Resultaten?
- Wie viel Eigenmotivation bringt der Klient mit in die Sitzung?
- Sind finanzielle und auch zeitliche Ressourcen vorhanden, um zu den geplanten Sitzungen notfalls +x Sitzungen zu absolvieren? Wer beispielsweise 25kg Übergewicht hat, an chronischem Stress leidet und sich zudem noch in einer destruktiven Beziehung befindet, wird mit einer einmaligen Sitzung zur Gewichtsreduktion in der Regel nicht den gewünschten Erfolg einfahren.
Je nach Thema lassen sich natürlich noch zahlreiche weitere Fragen stellen. Wovon wir - im telefonischen Vorgespräch - auch ausgiebig Gebrauch machen. Manch ein Interessent ist überrascht, wenn er z.B. gefragt wird, wie es denn mit dem allgemeinen, seelischen Zustand aussieht, wenn er sich doch "nur" für eine Gewichtsreduktion interessiert. Aber auch psychologischer Sicht betrachtet ist es nunmal schlicht unmöglich, ein Thema wirklich rein separiert anzupacken, ohne auf systemische (innere wie äußere) Zusammenhänge zu achten.
Leider gibt es natürlich sehr viele Frisch-Hypnotiseure, die einen Crashkurs innerhalb weniger Tage absolviert haben, in dem sie nicht recht viel mehr als Induktionsbasics und das Ablesen von Skripten gelernt haben. Hier tritt häufig das Phänomen auf, dass die Gewichtsreduktion eben doch als einmalige Sitzung und ohne Betrachtung der allgemeinen Lebensumstände absolviert wird. Vor Kurzem habe ich einen entsprechenden Artikel im einem Forum für Anorexiekranke (Magersucht) gefunden: Eine junge, anorektische Dame hat sich über ein großes Gutscheinportal für sehr wenig Geld eine Sitzung für eine hypnotische Gewichtsreduktion gekauft. Jeder seriöse Hypnotiseur hätte hier sicherlich KEINE Gewichtsreduktion durchgeführt ... Nur das Problem: Nach einer mangelhaften Ausbildung mag man zwar gelernt haben, wie das hypnotisieren funktioniert. Es fehlen jedoch sämtliche Ressourcen zu erkennen, wann man eben KEINE Sitzung durchführen sollte. Genauso, wie die Möglichkeit fehlt, hilfreiche Alternativen anzubieten.
Ein guter, seriös arbeitender Hypnotiseur wird Ihnen also in aller Regel keinen Erfolg "versprechen" oder suggerieren. Natürlich gibt es Themen, die in einer Sitzung erledigt sind. Paradebeispiel hierfür ist die Raucherentwöhnung. Und auch eine Gewichtsreduktion KANN in einer Sitzung bereits hervorragend funktionieren - muss sie aber nicht. Es wäre insofern äußerst blauäugig, sich seinen Hypnotiseur anhand des Preises für eine einzelne Sitzung auszusuchen.