Tag 19: Die Integrationsdebatte auf Rap-Deutsch
Drei Strophen, drei Personen, drei Ansichten: Der Song "Integration" des Deutschrappers Al Gear bringt die Integrationsdebatte in der eigenen Sprache auf den Punkt.
Den Vortritt hat Ali, ein extremer Moslem und Deutschenhasser. Pariert wird seine Strophe von Klaus Hunkelmann, seines Zeichens "Deutscher und NDP-Wähler". Beide karikieren ihre Textzeilen mit jeweils sehr extremen Ansichten und einem nicht gerade gelinden Maß an Menschenverachtung.
Zu guter letzt dann der Auftritt von Abdel: Der erst mit Möchtegern-Nazi Klaus abrechnet, dann aber überraschenderweise auch seinen Landsmann Ali verbal den Kopf wäscht. Und damit sehr schön aufzeigt, dass Integration und Reflektion Hand in Hand gehen müssen, wenn die Gleichung aufgehen soll.
Ali - der typische Sozialschmarotzer, wie er medial immer wieder gerne präsentiert wird. Kassiert in Deutschland Hartz IV, während er in seiner Heimat ein Haus stehen hat - und seine Dankbarkeit drückt er so aus, dass er gerne Deutsche kaputtschlägt. Deutsche Frauen sind für ihn Huren, deutsche Männer Penner. Und wenn im Kindergarten Weihnachten gefeiert wird? Sicher nicht mit seinem Sohn!
Starker Tobak, der sofort von Klaus Hunkelmann gekontert wird. Der drückt sich die Bockwurst während Ramadan gerne demonstrativ rein, wählt am liebsten die NPD, und gröhlt dabei: "Ausländer raus! Dat is unser Land." Die ganze Strophe ist durchtränkt mit fremdenfeindlichen Parolen.
Und so wundert es auch nicht weiter, dass Abdel - der dritte Protagonist - sich sofort Klaus vorknöpft, beginnend mit den Worten "Ich heiße Abdel, Nachname unbekannt - Und spreche besser Deutsch als dieser Runkelmann". Dann fährt er fort - und erklärt beispielsweise, dass Kopftuch tragen und keine Meinung haben dürfen völliger Quatsch sei.
Im zweiten Teil seiner Strophe wendet Abdel sich dann aber seinem Landsmann zu - und wäscht ihm so richtig den Kopf: "Und jetzt zu dir, Akhi, denk nicht, du kommst mir davon -
Hier hast du schöne Bett. In Heimat du schlafen auf Beton! Du beschwerst dich über Busfahrer und machst Welle, ... In deinem Land gibt's noch nicht mal 'ne Haltestelle!"
Und erzählt ihm, dass Glaube etwas ist, was tief im Herzen steckt - einen aber keinesfalls davon abhalten sollte, auch mit einer anderen Kultur in Einklang gehen zu dürfen.
Das Lied gibt ein sehr schönes Beispiel dafür, wie man Allgemeinplätzen und Verallgemeinerungen mit kritischer Differenzierung begegnen kann. Gespickt wird es immer wieder mit Nachrichtendurchsagen und O-Tönen, die die unterschiedlichen Seite der Integrationsdebatte widerspiegeln.
Ein wirklich gut gelungenes Lied, das zum Nachdenken einlädt.
Der Text zum Song:
[Vers 1 - Ali]
Ich heißen Ali, Nachname unbekannt
Und schlag ich Deutsche kaputt in jede Bundesland
Ich bin kommen vor 3 Jahren mit mein Frau
Leben von Hartz 4, in Heimat hab ich Haus
Ich habe kleinen Sohn in Kindergarten spielen
Diese extra geben bei ihn Bonbons mit Gelatine
Wir sein Moslem, Alhamdulillah, mit anderen nichts zu tun
Doch diese immer sagen, bei mein Sohn Weihnachten gut
Gestern wir war'n Haltestelle, einfach warten
"Bus nix anhalten, nein, machen weiterfahren
Diese Fahrer sein Nazi. Wenn ich sehen, ich schlagen
Nichts halten an, weil meine Frau Kopftuch tragen
Deutsche Frau alles Hure, fickt mit viele Männer
Und deutsche Männer ganze Tag trinken Bier wie Penner
In meinem Land sein Krieg deshalb ich hier bleiben muss
Doch diese scheiße Land machen mein Familie kaputt
[Vers 2 - Klaus Hunkelmann]
Ich heiße Klaus, Nachname Runkelmann
Und schreie Ausländer raus, dat is' unser Land
Ich wähl die NPD, bald wird alles anders sein
Und ess' die Bockwurst während ihr am Fasten seid
Leute wie Ali hab ich Bock zu schlagen
Meine Frau hat 'ne Meinung, deine muss 'n Kopftuch tragen
Du beschwerst dich, dat es bei dir nicht so läuft
Dabei sprichst du noch nicht einmal richtig Deutsch
Trag ein Hakenkreuz auf der Brust und scheiß auf euch Affen
Werde zum Mörder wie Störkraft und schieß auf Kanacken
Unsere Frauen sind etwas locker, ja das muss man gestehen
Doch heut' sind es eure Frauen, die im Puff ackern gehen
Ihr isst zwar kein Schwein, doch benimmt euch wie welche
Flüchtet nach Deutschland und wollt, dass wir euch helfen
Ihr undankbaren Parasiten, damit ist jetzt Schluss
Denn euer Drecksvolk macht unser Land kaputt
[Vers 3 - Abdel]
Ich heiße Abdel, Nachname unbekannt
Und spreche besser Deutsch als dieser Runkelmann
Mit 'nem Hakenkreuz machst du auf Draufgänger, Klaus
Doch merkst nicht, dass dein geliebtes Land die Ausländer braucht
Ich kann dich teilweise verstehen, doch hier geht's nicht um Kleidung
Und auch Frauen mit 'nem Kopftuch haben eine Meinung
Mein bester Freund ist deutscher. Du fasst es nicht?
Er respektiert meine Religion und fastet mit
Und jetzt zu dir, Akhi, denk nicht, du kommst mir davon
Hier hast du schöne Bett. In Heimat du schlafen auf Beton
Du beschwerst dich über Busfahrer und machst Welle
In deinem Land gibt's noch nicht mal 'ne Haltestelle
Und was ist schlimm, wenn du deinem Sohn mal was zu Weihnachten kaufst
Wenigstens lachen die anderen Kinder ihn dann nicht aus
Dein Glauben brauchst du nicht zu ändern, der sitzt tief im Herz
Doch ein wenig Integration, Akhi, wär' nicht verkehrt
Gute Musik berührt Seele und Herz gleichermaßen. Sie kann uns zum lachen genauso wie zum weinen bringen. Sie kann motivieren, beruhigen, erheitern, besänftigen, energetisieren oder ausgeglichen machen.
Vor allem aber kann sie uns zum Nachdenken anregen: Und zwar dann, wenn die enthaltene Botschaft einen besonderen Tiefgang enthält.
In den kommenden 30 Tagen präsentieren wir Ihnen jeden Tag einen eigens von uns ausgewählten Song, der in irgend einer Art und Weise immer wieder mit dem Thema Menschsein zu tun hat.
Mit der Tragik des Lebens genauso wie mit der Hoffnung und Leichtigkeit des Seins. Insbesondere interessieren uns dabei natürlich genau die Lieder, die einen gewissen psychologischen Kontext mitbringen und uns zum Nachdenken einladen, uns dabei die Möglichkeit der Selbst- und Fremdreflexion bieten. Lieder eben, die für Coaches und Hypnotiseure genauso wie für die Menschen interessant sind, die sich selbst noch ein wenig besser entdecken wollen. Lassen Sie sich überraschen und genießen Sie einfach die paar Minuten Auszeit mit Hits genauso wie mit weniger bekannten Liedern von heute genauso wie von dazumal.