Kindbett-/Wochenbett-Depression / Postpartale Depression (PPD)
Der Babyblues: Was niedlich klingt, kann verheerende Auswirkungen haben.
In ihrem Beitrag "Depressionen: Wenn Mütter nach der Geburt weinen" berichtet der Münchner Merkur (Artikel: Wochenbett-Depressionen), dass aktuellen Schätzungen zufolge mittlerweile jede fünfte bis zehnte Frau nach der Geburt in ein tiefes, schwarzes Loch fällt: Die berühmt-berüchtigten Wochenbett-Depressionen. Bei denen es mit "zusammenreißen" nicht mehr getan ist, da es sich um kein rein seelisches Phänomen handelt, sondern kompetente, sachgerechte Unterstützung nötig ist.
Formen der postpartalen Depression
Je nach Schweregrad bzw. Ausprägung werden unterschiedliche Formen psychischer Schwierigkeiten nach der Geburt eines Kindes benannt:
- Postpartale Stimmungskrise - der klassische Babyblues. Hierbei handelt es sich um einen temporären Verstimmungszustand ohne schwerwiegenden Charakter. Stimmung und Antrieb sind leicht gehemmt bzw. eingetrübt, die Symptomatik klingt jedoch in aller Regel binnen weniger Tage ab. Mehr als 50% aller frischgebackenen Mütter sind hiervon betroffen, so dass man bei den Babyblues nicht von einer Krankheit sprechen kann - sondern einem natürlichen Begleitphänomen nach einer Geburt, das auftreten kann - aber nicht muss.
- Postpartale Depression
Bei einer postpartalen Depression (PPD, auch: Wochenbettdepression oder Kindbettdepression) handelt es sich im klinischen Sinn um eine "richtige" Depression. Sie kennzeichnet sich durch eine starke Eintrübung der Lebensfreude, Kraft- und Vitalitätsmangel, pathologische Gefühle von Schuld, Leere und Sinnlosigkeit. Hinzu gesellen sich oftmals gleichermaßen starke wie befremdliche Gefühle, wie z.B. Tötungsgedanken (die in ihrer Charakteristik stark den Zwangsgedanken ähneln). Ein häufiges Phänomen im Rahmen der postpartalen Depression ist ein Gefühl der "Gefühllosigkeit" gegenüber dem Kind. Man hat das Gefühl, das eigene Kind nicht zu lieben.
Hitergrund hierfür ist häufig ein Ungleichgewicht der Botenstoffe / Hormone im Gehirn. Das Gefühl von Liebe geht mit der Ausschüttung dafür verantwortliche Botenstoffe einher. Wenn der "Speicher" ausgelaugt ist, oder wenn die Botenstoffe nicht an dafür geeigneter Stelle andocken können, kann ein Gefühl von Leere und Lieblosigkeit entstehen - was in diesem Falle dann selbstverständlich keine rein psychogene Symptomatik ist (allein seelisch verursacht), sondern endogen: Der Körper spielt eine ebenso große Rolle.
Aufgrund der Stärke der Symptomatik ist ein klassische Kindbettdepression absolut behandlungswürdig und -bedürftig. Erste Anlaufstelle sollte in jedem Fall der primäre Arzt sein, der dann - gemeinsam mit der Patientin - über das weitere Vorgehen entscheiden kann. In manchen Fällen kann eine stationäre Behandlung indiziert sein, in vielen andere Fällen lässt sich aber auch eine ambulante Behandlung realisieren. Medikamente können gelegentlich indiziert sein und Milderung verschaffen.
In den meisten Fällen ist auch eine begleitende Psychotherapie indiziert, die sowohl die Bereiche Psychoedukation (Einsicht und Verständnis für die Symptomatik) als auch Ressourcengeneration abdeckt. Dies kann durch eine Verhaltenstherapie, eine Gesprächspsychotherapie nach Carl Rogers, aber auch durch eine Hypnosetherapie geschehen.
Ursachen der Kindsbett-Depression
Die Entstehung einer postpartalen Depression wird multifaktoriell begründet. Sowohl die körperlichen Veränderungsprozesse spielen eine große Rolle (u.a. die grßen Schwankungen im Hormonhaushalt), aber auch die seelischen Faktoren (neue Lebenssituation, hohe Verantwortung mit möglicherweise gefühlter Überforderung etc.) können die Depression mit begünstigen.
Hypnose bei Wochenbettdepression / postpartaler Depression
Ein genauer Behandlungsplan für die Depression nach einer Schwangerschaft / Geburt lässt sich erst nach ärztlicher Einschätzung und persönlichem Gespräch erstellen. In der Regel würde die hypnotherapeutische Arbeit jedoch ressourcenorientiert stattfinden, und nicht aufdeckend wie z.B. in der Hypnoanalyse. Ziel ist es, möglichst viele Ressourcen zu vermitteln, die die Klientin in ihrer Situation unterstützen.